Seit einigen Wochen gibt es den neu entwickelten Medienbetrachter in der Wikipedia. Beim Klick auf ein Bild in einem Wikipedia-Artikel wird das Bild groß vor schwarzem Hintergrund dargestellt, unten hereinscrollend finden sich die wichtigsten Informationen.
Mit persönlich gefällt der Medienbetrachter, obwohl noch Luft nach oben im Design ist. Insbesondere bei vielen Bildern in einer Commons-Kategorie kann ich mir bequem die Fotos anschauen, ohne jedes mal eine neue Seite/einen neuen Tab zu öffnen.
In diesem Blogbeitrag möchte ich auf einen Aspekt eingehen, der in der Vergangenheit zu Recht kritisiert wurde: Fehlerhafte Urheberangaben und schlechte Nachnutzungshinweise. Die Programmierer der WMF haben sich die Kritik zu Herzen genommen und deutlich nachgebessert.
Ich möchte dies an einem Beispiel erklären, das ich heute ganz frisch beim EgoGoogling gefunden habe: Umjetnost pisana arabeskama.
3 der 4 Fotos stammen aus Wikimedia Commons und sind (fast) perfekt lizenziert. Fast, weil der Link auf die Lizenz fehlt. Aber alle anderen Angaben sind vorhanden: Werkname, Autor, Creative Commons-Lizenz in der korrekten Version, Link zum Werk. Das ist deutlich besser als viele andere Nachnutzungen.
Und man kann an diesem Beispiel prima erkennen, wie die fast perfekte Nachnutzung zustande gekommen ist: Der Medienbetrachter zeigt seit dem letzten (?) Update unten rechts den Link “Diese Datei verwenden” an.
Beim Klick darauf erscheint ein neues Fenster mit “Du musst den Urheber angeben. Zeig mir wie” und weiteren Optionen.
Beim Klick darauf erscheint dann ein vollständiger Text mit allen notwendigen Informationen, fertig zum Copy & Paste.
Ich habe jetzt nicht überprüft, ob diese Technik bereits für alle Lizenzen und Dateitypen korrekt arbeitet. Die Arbeit mache mich mir noch und werde ggfs. Bugs melden.
Eines ist mir noch wichtig: Liebe Wikipedianer, bitte seit etwas geduldiger mit den Programmierern. Gute Software fällt nicht vom Himmel, zudem sind die Bedürfnisse sehr vielfältig. Die Programmierer wollen euch nicht ärgern, sondern sowohl dem Leser als auch dem Autor die Arbeit erleichtern. Konstruktive, sachliche Kritik wird sehr gerne angenommen. Substanzloses Herumgenöle hilft niemandem weiter.
Je früher neue Software zur Verfügung gestellt wird, desto mehr Möglichkeiten habt ihr alle, Einfluss auf neue Funktionalitäten zu nehmen.
Seht es doch wie die Arbeit an Wikipedia-Artikel: Diese sind zu Beginn auch nicht perfekt. Manchmal Stückwerk, manchmal fehlerhaft. Aber gemeinsam sind wir stark und haben in 13,5 Jahren ein gigantisches Werk geschaffen, auf das wir alle Stolz sein dürfen.
PS: Auch der VisualEditor wurde in den vergangenen Monaten deutlich besser und schneller. Er unterstützt mittlerweile fast alles. Aber das ist einen anderen Blogbeitrag wert.
Andreas F. Borchert
Danke für diesen sachlichen Beitrag. Ich sehe das sehr ähnlich. Im Normalfall behindert er mich zwar dennoch, weswegen ich ihn ausgeschaltet habe, aber gelegentlich würde ich ihn dennoch gerne ausprobieren. Ich wünschte, dass das Hin- und Herwechseln einfacher wäre. Möglicherweise in der Art, dass vom Bild im Artikel weg zwei Links möglich sind, direkt zu Commons oder direkt zum MediaViewer. Vielleicht wäre der MediaViewer mit so einer Schnittstelle eher akzeptiert worden.
elya
sorry, der Kommentar war im Spamordner gelandet und wir sind grad erst aus dem Urlaub zurück ;-)
AndreasP
Nein, gute Software fällt nicht vom Himmel. Gute Software wird getestet, und langsam per Opt-in vorbeiretet, und nicht in Gamma-Version auf Millionen unangemeldete Nutzer einer der beliebtesten Seiten des Webs losgelassen. Ich habe den Bockmist sofort deaktiviert, bin aber stinksauer. Meine etwa 30.000 gespendeten Fotos haben jedenfalls besseres verdient. Zum Beispiel endlich einmal eine vernünftige Implementierung der Kategorien als das was sie sind, nämlich neben der (inzwischen tatsächlich deutlich verbesserten) Volltextsuche das sinnvollste und aufschlussreichste Hauptnavigationsmittel in den Commons. Der Mediaviewer ist das Gegenteil.
Xaver
Die Programmierer wollen uns wirklich nichts Böses, allerdings gibt es auf der Stufe über ihnen noch all die BWLer, die als Projektmanager nicht produktiv sind sondern nur zwei Sachen kennen: Schlagzahlen bringen und Fristen um jeden Preis einhalten, egal wie unsinnig sie gewählt worden sein mögen und wie weit die Software wirklich ist.
Schlechte Performance, grobe Fehler und Unzulänglichkeiten halten einen Programmierer vermutlich von der verfrühten Aktivierung ab, der Projektmanager sieht darin allerdings keine Gründe, von seiner Roadmap abzuweichen. Das ist das eigentliche Problem an der ganzen Misere, wie es auch beim VE bereits der Fall war.