SW-Finale in Wien

Wien, Nähe Südbahnhof. Es ist Sonntag, 7:41 mitteleuropäische Winterzeit, und um mich herum in der Wohnung verteilt schläft sich ein Teil der diesjährigen Schreibwettbewerbs-Jury noch aus. Die herumliegenden Schmetterlings- und Käferbücher bieten mir keine sooo spannende Lektüre, also schnappe ich mir das Netzkabel und werde dem Motto dieses Blogs untreu (ich kann jetzt unmöglich die Espressomaschine anschmeißen, die mich gestern über den Tag gerettet hat).

Es war ein langer, anstrengender, aber sehr konstruktiver Tag. Freitagabend waren wir drei Kölner spätabends eingetrudelt und trafen schon bei Bradypus fast alle auf ein Bier und seltsam bis lecker aussehende „Käsekrainer“ zusammen. Am nächsten Morgen gings gleich nach neun und ein paar Tassen Kaffee (Betonung in Wien unbedingt auf der zweiten Silbe!) weiter.

Wie läuft eigentlich so eine Jurysitzung ab?

Acht Personen aus vier Themenbereichen hatten sich mehrere Wochen mit insgesamt 94 Artikeln befaßt. Dabei lasen die Sektionsjuroren jeweils alles aus ihrer Sektion und stellten ihre Spitzengruppe (4-5 Artikel) vor gut einer Woche den anderen Sektionen vor, zunächst ohne Rangfolge und Kommentar. Samstag morgen sollte also jeder die 19 Spitzenartikel gelesen haben (Hausrotschwanz: Flughafen Düsseldorf, den Rest vom Klee im Flugzeug…)

Nun galt es, aus den 19 die Gesamtsieger, maximal 10 Artikel herauszufiltern. Dazu haben wir uns den ganzen Vormittag Zeit genommen und jeden einzelnen Artikel 10-15 Minuten einzeln besprochen, wobei jeder seine Notizen und Anmerkungen einbrachte. Einige kamen mit ordentlichst abgehefteten Ausdrucken im dicken Leitzordner an, andere hatten unglaublich viele Einzelheiten aus den Artikeln noch im Kopf. Ich fand es sehr schön, daß trotz deutlich unterschiedlicher Temperamente am Tisch alle zu Wort kamen und keine Sektion die andere dominierte. Schän immer der recht stille Voyager, der sich zu Wort meldete, wenn alle anderen durch waren: „ich hätte da noch zwei Anmerkungen … und es gab und gibt immer noch etwas zu sagen!

Gegen 13:30 waren wir soweit durch, daß wir eine klare Spitzengruppe hatten, ein kräftiges Mittelfeld von potentiellen Nachrückern und einige wenige, die deutlich aus der Spitzengruppe herausfielen, und nach dem Mittagessen (Maroni-Palatschinken) ging es an die Laudationes, die Rangfolge und recht zügig die Spitzengruppen der einzelnen Sektionen, zu denen sich die Jurorenpaare noch einmal einzeln zurückzogen. Das Ergebnis ist natürlich schon längst auf [[WP:SW]] zu finden.

Es gab schließlich nur eine wirklich langwierige Diskussion zu einer schwierigen Frage: Mit welchem kreativen Zusammenfassungskommentar können wir den vom letzten Mal („weißer Rauch“) toppen?

Der Kubb Kreativ wurden wir erst wieder mit der Gestaltung des Kubbkönigs, bei dem uns die vier Siegerartikel mit Bildmotiven zur Seite standen. Fotos folgen demnächst auf Benutzer:Achim Raschka/SW-Kubb.

Wir hinterließen ein Schlachtfeld von ausrangierten Artikelausdrucken als Unterlagen für Kubb-Farbschmierereien, leeren Saftpackungen und Kaffeetassen und schlugen uns Richtung Westbahnhof zum Stammtisch durch, wo der Abend in überraschend großer Runde sehr angenehm ausklang. Für mich Namen- und Gesichter-Chaot mal repetieren, mit wem ich mehr als einen Handschlag ausgetauscht habe… Otto Normalverbraucher saß zwei weiter rechts neben mir. Hubertl, geht Montag mit mir in die Nationalbibliothek. Bernhard Wallisch, Ägyptologie als Thema, gegenüber saß Robert Sch… und direkt rechts von mir El bes von der bairischen WP. Griensteindl Hela noch, die einzige Frau in der Runde. Viele andere noch dabei, angenehme und lustige Gesellschaft und ein langer Abend…

Sonntag, 8:23. So langsam krieg ich BrötchenSemmelhunger.

Ein Kommentar

  1. Sehr schön geschriebenes Stimmungsbild, danke. Ich muss allerdings verdeutlichen, dass Käsekrainer keinesfalls seltsam ausschauen.

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